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Verborgene Fundgrube für Bücherfreunde

In einem Wasserturm in Kalk hat eine Minibibliothek ihr Zuhause gefunden. Die „minibib“ ist ein Projekt, das die Stadt Köln zusammen mit dem Förderverein Stadtbibliothek Köln realisiert hat. Sie bietet einen unkomplizierten Zugang zum Lesen, zur Freizeitgestaltung und Information – für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

Unübersehbar ragt der Wasserturm in Kalk in die Höhe: 42 Meter misst das historische Gebäude neben den Köln Arcaden, an dem jeden Tag zahlreiche Personen auf dem Weg in das Einkaufscenter vorbeispazieren. Nur die wenigsten Passanten wissen, dass sich in dem denkmalgeschützten Backsteinbau eine wahre Fundgrube für Literaturfreunde und solche, die es werden wollen, befindet. Denn die Stadtbibliothek Köln hat in dem Wasserturm eine „Minibibliothek“ eingerichtet.

Wer den Schritt durch die Eingangstür wagt, findet sich unmittelbar nach Betreten in einem ebenerdigen, etwa 45 Quadratmeter großen Raum wieder, in dem etwa 1000 gut sortierte Bücher für Kinder, Jugendliche und Erwachsene darauf warten, ausgeliehen zu werden. Das Lesevergnügen ist sogar kostenlos und auch der sonst in den städtischen Bibliotheken zum Ausleihen erforderliche Mitgliedsausweis wird nicht benötigt. Jeder Besucher darf pro Besuch ein Buch mit nach Hause nehmen und dieses bis zu zwei Wochen behalten.

Das Konzept der „minibib“ passt zum Ziel des Fördervereins Stadtbibliothek Köln, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Lesen durch einen unkomplizierten Zugang zu Büchern zu fördern. Nach dem Erfolg der „minibib“ am Kölner Stadtgarten hatte der 2004 gegründete Förderverein im Jahr 2012 gemeinsam mit den Köln Arcaden und der Bürgerstiftung KalkGestalten begonnen, ein Konzept für eine zweite Kölner „minibib“ im Kalker Wasserturm zu erarbeiten. Zwei Jahre später war es soweit und die erste „minibib“ im Rechtsrheinischen nahm ihren Betrieb auf. Die Kosten für die hierzu erforderliche Renovierung des Wasserturms hatte der Förderverein übernommen. Zudem finanziert der Verein bis heute die Miet- und Nebenkosten.

Bevor die „minibib“ ihre Pforten im Wasserturm eröffnete, hatte das historische Gebäude bereits eine 110-jährige Geschichte zu verzeichnen. Im Jahr 1904 gebaut ist der kreisrunde Backsteinbau heute das einzig erhalten gebliebene Bauwerk der ehemaligen „Chemischen Fabrik Kalk“ (CFK). Diese hatte den Industriestandort Kalk mit ihrem rund 40 Hektar großen Werksgelände über einen langen Zeitraum maßgeblich mitgeprägt.

Der Wasserturm war mit einem stählernen betonummanteltem Behälter ausgestattet, der rund 250 Kubikmeter Wasser aufnehmen konnte. Später hatte man noch einen durch den Turm verlaufenden Schornstein hinzugebaut. In den 1970er Jahren entsprach der wirtschaftliche Erfolg der Chemischen Fabrik Kalk nicht mehr den Erwartungen, die Produktionszahlen waren aufgrund der sinkenden Nachfrage rückläufig.

Ende der 1980er-Jahre begann die sukzessive Aufgabe einzelner Betriebsbereiche, bevor Mitte der 1990er-Jahre das gesamte Werksgelände stillgelegt wurde. Nach dem Abbruch der Fabrikhallen war nur der Wasserturm stehengeblieben, der so zum Wahrzeichen des Stadtteils Kalk wurde. Bis heute wurden mit Ausnahme des Einbaus einer baurechtlich notwendigen Decke keine Veränderungen im denkmalgeschützten Wasserturm vorgenommen, so konnte der Charme des Bauwerks bewahrt werden.

Nachdem auf dem ehemaligen Fabrikgelände im Jahr 2005 das größte Shopping-Center im Rechtsrheinischen seine Pforten eröffnet hatte, wurden die Köln Arcaden neuer Eigentümer des denkmalgeschützten Wasserturms und nutzten diesen zunächst als Lagerraum, bis gemeinsam mit der Stadt Köln eine neue Nutzungsmöglichkeit entdeckt wurde.

Heute bietet die „minibib“ im kreisrunden Backsteinbau mit seinen schrägen Wänden nicht nur einen gemütlichen Aufenthaltsraum, sondern ist zugleich für die Stadtbibliothek Köln ein wichtiger Standort im Bereich der Sprach- und Leseförderung von lernschwachen Kindern. Mit der „minibib“ sollen insbesondere jene Kinder und Jugendliche ans Lesen herangeführt werden, die über ihre Familien keinen Zugang zu Büchern erhalten.

Das Konzept scheint aufzugehen: „Die Minibib im Wasserturm erreichte – in der Zeit vor Corona – 3000 bis 3500 Personen pro Jahr und dies bei steigender Nachfrage“, berichtet Hajo Mohr, Vorstand Förderverein Stadtbibliothek Köln. Ein Großteil des Sortiments stammt aus Spenden, weitere Bücher aus dem Bestand der Mehrfachexemplare der Stadtbibliothek. Das Angebot reicht von Romanen über Reiseführer bis zu Kochbüchern. Jugend-Sachbücher, Comics von Donald Duck oder Krimis für Erwachsene zählen zu den am häufigsten ausgeliehenen Medien. Auch mehrsprachige Bücher gibt es zu entdecken. Digitale Angebote und Spielkonsolen vervollständigen das breitgefächerte Angebot der minibib.

Die minibib im Wasserturm, Kalker Hauptstraße 55, ist montags bis freitags von 14 bis 17 Uhr und samstags von 12 bis 15 Uhr geöffnet. Aufgrund der Corona-Einschränkungen müssen sich Besucher derzeit für die Dauer ihres Besuches mit Namen und Kontaktdaten anmelden.

Wasserturm Kalk Außenansicht

In einem Wasserturm in Kalk hat eine Minibibliothek ihr Zuhause gefunden. Die „minibib“ ist ein Projekt, das die Stadt Köln zusammen mit dem Förderverein Stadtbibliothek Köln realisiert hat. Sie bietet einen unkomplizierten Zugang zum Lesen, zur Freizeitgestaltung und Information – für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

Im 45 m2 großen Raum der „minibib Kalk“ warten rund 1000 Bücher darauf, ausgeliehen zu werden, auch Gaming ist Teil des Unterhaltungsangebots.

minibib im Wasserturm    
Kalker Hauptstraße 55
51103 Köln

Öffnungszeiten
Montag bis Freitag: 14–17 Uhr
Samstag: 12–15 Uhr

Junge spielt Videospiele in der Bibliothek im Wasserturm

(SF)

Fotos: LVR-ZMB, D. Schmitz