Ein Schrank voller Geschichten
Zeichen für nachhaltiges Handeln: Tauschschränke schonen die Umwelt und bereichern die Kultur
Es geht nichts über ein gutes Buch, es in der Hand zu halten, darin zu blättern und in die Geschichte einzutauchen, die sich Seite um Seite beim Lesen entfaltet. Im Zeitalter von elektronischem Leseverhalten sind Bücher etwas Besonderes. Für Literaturfans sind Bücher Schokolade für die Seele.
Und: Bücher sind Schätze, die es verdienen, geteilt zu werden. Bücher nach dem Lesen an Freunde zu verschenken, ist eine prima Idee. Noch besser ist es jedoch, Bücher und nicht mehr Gebrauchtes auf nachhaltige Weise anderen zugänglich zu machen: und zwar durch die immer beliebter werdenden Tauschschränke – kleine, meist wetterfeste Schränke oder Regale, die unter anderem an belebten Plätzen und Orten zu finden sind. Diese Art „öffentlicher“ Regale bieten die Gelegenheit, sich von alten Schätzen zu trennen und gleichzeitig auf neue Entdeckungsreise zu gehen. Das Konzept ist einfach und funktioniert wie eine Tauschbörse: Wer einen Gegenstand nicht mehr benötigt, hinterlässt ihn in einem der Schränke. Gleichzeitig wird daraus etwas entnommen, das einen anspricht.
Pluspunkt: Diese „Tauschbörsen“ sind für jeden kostenfrei und zu jeder Tages- und Nachtzeit zugänglich. Und sie sind ein Paradebeispiel für Nachhaltigkeit. Gerade in einer Zeit, in der Ressourcenknappheit und Umweltauswirkungen immer stärker in den Fokus rücken, bieten sie eine gute Möglichkeit, viele Dinge quasi zu recyceln und erneut zu nutzen, statt sie in den Müll zu werfen.
Dies schont nicht nur die Abfalltonnen der Stadt, sondern auch den Geldbeutel derjenigen, die auf der Suche nach neuem Lesestoff oder anderen Objekten
sind.
Immer wieder Neues entdecken
Ein besonderer Reiz der Tauschschränke besteht darin, dass sich nie genau wissen lässt, welchen Schatz es zu entdecken gibt. In einem Bücherschrank ist für jeden Geschmack etwas dabei – von Klassikern bis zu aktuellen Bestsellern, von Romanen über Sachbücher bis hin zu Kinder-, Jugend- und Schulbüchern.Die große Vielfalt ermöglicht es zudem, neue Autoren kennenzulernen, die sonst vielleicht nie in Betracht gezogen worden wären.
Tauschschränke sind aber noch viel mehr: Sie fördern das Gemeinschaftsgefühl und den sozialen Zusammenhalt. Sie schaffen Orte, an denen Menschen miteinander interagieren, sich beispielsweise über Literatur austauschen und Empfehlungen teilen können. Das stärkt wiederum die soziale Vernetzung und die kulturelle Vielfalt in der Stadt.
Tauschschränke sind eine wunderbare Möglichkeit, Tauschfreude zu teilen, die Umwelt zu schonen und die Gemeinschaft zu stärken. Sie sind eine Bereicherung für die Kulturszene und ein Zeichen für nachhaltiges Handeln.
Bücherschränke in Köln
Aussortierte Bücher finden im gesamten Kölner Stadtgebiet in aufgestellten wetterfesten Bücherschränken ihren Platz. Diese nachhaltige Initiative rief die
Bürgerstiftung Köln mit dem Projekt „Eselsohr“ ins Leben. Ehrenamtliche Schrankpaten sorgen für die Pflege der Tauschschränke und räumen sie regelmäßig auf. Oft befinden sich in ihrer unmittelbaren Nähe Bänke, auf denen sich Leseratten niederlassen und sofort ins Buch abtauchen können.
Bücherschränke sind beispielsweise im Agnesviertel auf dem Neusser Platz, in Nippes auf dem Leipziger Platz, in Lindenthal auf dem Karl-Schwering- Platz, in Sülz auf dem Sternplatz, in Ehrenfeld an der Ecke Körnerstraße/ Stammstraße, in der Südstadt an der Ecke Merowingerstraße/Rolandstraße im Rathenau-Viertel auf dem Rathenau-Platz, in Mülheim in der Schanzenstraße, in Rodenkirchen auf dem Maternusplatz und in der Innenstadt am Gereonsdriesch nahe
der Mariensäule zu finden.
Tauschschrank am Eierplätzchen
Funktionstüchtige Gegenstände wie Drucker, aber auch Schuhe und Mode, Geschirr und Spielsachen bietet ein Tauschschrank am Eierplätzchen in der
Kölner Südstadt. „Geben und Nehmen“ heißt es hier im gemeinsamen Projekt von Innovationsbüros der Stadt und Studierenden der Köln International School of Design (KISD) der Technischen Hochschule, die sich mit der Frage auseinandersetzten, wie Wertstoffe und Materialien zur Weiternutzung abgegeben und
wiederverwertet werden können. Im Durchschnitt nutzen etwa acht Personen pro Stunde den Schrank, circa 25 Objekte pro Stunde wechseln den Besitzer.
Was bedeutet eigentlich Nachhaltigkeit?
Die Erklärung der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung von 1987 lautet: „Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.“ Hierbei stehen die drei Bereiche Ökologie, Ökonomie und Soziales gleichberechtigt nebeneinander.
Auf die Erhaltung von Natur und Umwelt bezieht sich die ökologische Nachhaltigkeit. Einen schonenden Umgang mit der Umwelt und jeglichen
Ressourcen beschreibt die nachhaltige Ökonomie, während die soziale Nachhaltigkeit den Menschen in den Mittelpunkt stellt und Gerechtigkeit, Sicherheit
sowie faire Bezahlung und die Wahrung von Arbeitnehmerinteressen fordert. Wer nachhaltig agiert, soll auch gemeinwohlorientiert handeln.
Es liegt in der Verpflichtung von Unternehmen, Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit und soziale Verantwortung entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu etablieren. Ob Geschäfte, Betriebe, Politik oder Landwirtschaft – ein Verständnis für Nachhaltigkeit zu entwickeln, geht jeden an. Privatpersonen können ebenso einen Beitrag zu einem umweltbewussten Handeln leisten – sei es beim Energieverbrauch im Haushalt, bei der Vermeidung von Plastikmüll oder beim Kauf von regional erzeugten Lebensmitteln.
Fotos: Heike Reinarz, AdobeStock/j-mel